Fabian Stoffel bringt mehr Freiflächen in Bürgerhand
Es gibt Menschen, die leben und atmen Bürgerenergie. Fabian Stoffel ist so ein Mensch. Seit seiner Jugend engagiert er sich ehrenamtlich, immer mit dem Fokus auf Erneuerbare Energien. Schon seit mehreren Jahren ist er Mitglied der FEGH, seiner lokalen Bürger-Energiegenossenschaft mit dem schönen Namen „Friedensfördernde Energie-Genossenschaft Herford“. Einen Teil seiner Zeit setzt er auch weiterhin in Herford ein. Seit März 2023 macht Fabian zudem hauptberuflich als Teil des Bürgerwerke-Teams Energiewende in Bürgerhand. Als Projektentwickler bringt er deutschlandweit Photovoltaik-Freiflächen-Projekte voran – zusammen mit den Bürgerwerke-Genossenschaften und mit viel Begeisterung für die Sache.
Mehr Flächen für die Bürgerenergie – aber wie?
Mit dieser Frage starteten Fabian und das Freiflächen-Team der Bürgerwerke in die Arbeit. Die Antwort war schnell klar: Kräfte bündeln! Das hatten die Bürgerwerke schließlich schon einmal erfolgreich gemacht: Bürger-Energiegenossenschaften wie die FEGH haben sich unter dem Dach der Bürgerwerke zusammengetan, um gemeinsam Menschen in ganz Deutschland mit Ökostrom zu versorgen. Ganz nach dem genossenschaftlichen Motto „Was einer alleine nicht schafft, das vermögen viele.“ Gesagt, getan! Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich 12 Bürgerwerke-Genossenschaften zusammen. Die Grundidee: nicht jede lokale Genossenschaft muss sich immer wieder neu in die teils komplizierten Regularien einarbeiten, die nötig sind, um eine PV-Freiflächen-Anlage zu realisieren. Stattdessen kümmern sich Fabian und seine Kolleg:innen zentral um diese Themen.
Konkret bedeutet das für Fabians Arbeitsalltag: Vorschläge für Freiflächen-Anlagen prüfen, Pachtverhandlungen begleiten und Gemeinden von den Vorteilen der Bürgerenergie-Projekte überzeugen. Denn dass Freiflächen-Anlagen in Bürgerhand die beste Wahl sind, davon ist Fabian überzeugt: „So viele Kommunen und Landkreise wollen die Energiewende in ihrer Region voranbringen und überlegen, wie sie die Menschen vor Ort einbinden und die Wertschöpfung in der Region halten können. Wenn die Projekte mit der Energiegenossenschaft vor Ort und dem gebündelten Know-How der Gemeinschaft umgesetzt werden, stellen wir genau das sicher“, begeistert sich Fabian. „Es ist einfach ein Unterschied, ob bei der Info-Veranstaltung zum Projekt irgendein Mitarbeiter eines riesigen Konzerns sitzt, der gar nicht von hier kommt, oder ob Nachbar:innen für die lokale Genossenschaft Rede und Antwort stehen, denen die Region am Herzen liegt."
Fabians Job findet nicht nur am Schreibtisch statt. Auch das gehört dazu: Freiflächen vor Ort begutachten.
Nehmen Freiflächen-Anlagen Ackerland weg?
Eine typische Frage auf solchen Info-Veranstaltungen: ob die Fläche nicht anders genutzt werden sollte – zum Beispiel durch die Landwirtschaft. Dazu erklärt Fabian: „Wenn das besser ist – natürlich! Aber die Flächen, die wir für PV-Freiflächen-Anlagen in Betracht ziehen, werfen nur geringe landwirtschaftliche Erträge ab oder sind zum Beispiel Randstreifen von Schienen und Autobahnen. Das ist so auch im Erneuerbare-Energien-Gesetz geregelt.“ Für landwirtschaftlich ertragreiche Flächen bietet sich Agri-Photovoltaik an. Dabei werden die PV-Module besonders hoch aufgeständert oder vertikal errichtet, sodass unter und zwischen den Modulen Tiere gehalten oder Lebensmittel angebaut werden können. Erste Studien zeigen, dass die landwirtschaftlichen Kulturen durch den zusätzlichen Schatten profitieren und die Erträge steigen. „Diese Ansätze stecken in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen und es gibt erst einige Pilotprojekte”, berichtet Fabian. „Wir unterstützen die Entwicklungen, wo wir können, und versuchen auch jetzt schon, Natur und Tiere einzubinden.” Das geht zum Beispiel, indem Schafe die Grünpflege unter den PV-Modulen übernehmen oder lokale Imker:innen die Flächen mitnutzen. Denn der Aufbau von Bienenstöcken oder das Anlegen von Blühwiesen auf der Fläche sind gute Möglichkeiten, um die Biodiversität zu unterstützen. Studien zeigen, dass diese Maßnahmen wirken und die Biodiversität auf Flächen mit PV-Anlagen im Vergleich zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung zunimmt. Und auch Fabian ist überzeugt: „Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Energieerzeugung gehen in Zukunft Hand in Hand.“
Zum Nachlesen:
- Studie „Solarparks - Gewinne für die Biodiversität" vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) e.V. zur Studie
- Studie „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland" vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE zur Studie
Nicht immer alles eitel Sonnenschein
Von der ersten Flächenprüfung bis zur Durchführung des Bauleitverfahrens übernimmt Fabian alle Aufgaben eines Projektentwicklers, immer in enger Abstimmung mit der beteiligten Bürgerwerke-Genossenschaft vor Ort. Dazu sind so einige Schritte nötig: „Wir prüfen die Flächenvorschläge auf ihre Eignung und wenn alles passt, schließen wir mit der lokalen Bürger-Energiegenossenschaft vor Ort und den Flächeneigentümer:innen einen Pachtvertrag ab.“ Danach fängt der häufig langwierige Genehmigungsprozess an. Gutachten müssen eingeholt werden und die Koordination zwischen Behörden und Fachplaner:innen muss stimmen. Manchmal gibt es zunächst keinen guten Anschlusspunkt an das Stromnetz oder die Kabeltrasse muss den Bahndamm queren. Da heißt es dann oft: dranbleiben, Lösungen finden und vor allem: nicht aufgeben. „Aber das ist mein Job“, schmunzelt Fabian.
Der Erfolg gibt ihnen recht
Trotz aller Hindernisse: Die gemeinsamen Anstrengungen zeigen Wirkung. Fabian und das Freiflächen-Team konnten bereits Pachtverträge für 30 Megawatt Anlagenleistung sichern und zahlreiche weitere Flächeneigentümer:innen, Genossenschaften und Kommunen haben Anfragen mit Flächenvorschlägen eingereicht. "Wir sind überwältigt von der Resonanz. Unser Ansatz der genossenschaftlichen Projektentwicklung und der Fokus auf die lokale Wertschöpfung scheinen viele Menschen zu überzeugen. Das ist super motivierend."
Ein besonderes Highlight: Das Freiflächen-Projekt in Hildesheim. Denn hier musste gar nicht nach Flächenbesitzer:innen gesucht werden – sie kamen von sich aus auf die Bürgerwerke zu: Beim Bürgerenergie-Konvent 2023 traf Fabian auf die beiden Eigentümer einer Freifläche, die sich aktiv für die Energiewende einsetzen möchten und sofort vom Bürgerwerke-Konzept waren. Ausgerechnet in ihrer Region gab es noch keine Energiegenossenschaft, die Mitglied der Bürgerwerke ist und das Vorhaben hätte voranbringen können. Hier war es die Zusammenarbeit mit den Flächenbesitzer:innen, die neue Kontakte zu lokalen Energiegenossenschaften ermöglichte. So entstand ein Gewinn für alle: Das Projekt kann entsprechend der Vorstellungen der Eigentümer umgesetzt werden, die Bürgerwerke gewinnen neue Mitglieder und die lokalen Genossenschaften setzen gemeinschaftlich ein erfolgversprechendes Projekt um. Und auch, wenn bis jetzt noch nicht viel zu sehen ist: Fabian blickt optimistisch in die Zukunft. „Die meisten Menschen sehen hier nur eine leere Fläche – wir sehen hier ganz viel Potential für die Energiewende in Bürgerhand.“
Zusammen mit Fabian die Energiewende voranbringen? Hier findest du die offenen Stellen bei den Bürgerwerken
Für
Anlagenleistung
konnten Fabian und seine Mitstreiter:innen bereits Pachtverträge für Freiflächen sichern.
Zum Vergleich: Mit den Freiflächen-Anlagen können in Zukunft mehr als 8.800 Haushalte mit Solarstrom versorgt werden.